Obsternte


Bei der Ernte von Obst richtet sich die Erntetechnik nach dem Verwendungszweck.


Tafelobst

Tafelobst wird zumeist in eher kleineren Mengen geerntet. Für den zeitigen Verzehr kann auch Fallobst gesammelt werden, sofern es noch genießbar ist. Sollen die Früchte dagegen einige Tage oder Wochen halten, so empfielt sich das Pflücken von Hand. Mit einem Apfelpflücker lassen sich auch Äpfel ohne Schäden von größeren Bäumen ernten.


Lagerobst

Für die Lagerung sind nur gepflückte Früchte geeignet, denn Fallobst ist wegen der Schadstellen (die oft nicht sichtbar sind) nicht haltbar. Bei größeren Bäumen ist ein Apfelpflücker unverzichtbar. Viele Modelle sind bis zu 4 m lang, sodass man Äpfel noch aus 6 m Höhe ernten kann. Abzuraten ist von übermäßiger Leiternutzung oder gar Klettern in den Baum, da die Gefahr eines gefährlichen Sturzes nicht zu unterschätzen ist.


Wirtschaftsobst

Wirtschaftsobst wird zumeist in großen Mengen geerntet, sodass nicht so sehr die Qualität einzelner Früchte, sondern vielmehr die Gesamtmischung für das Ergebnis wichtig ist. Für die schnelle Weiterverarbeitung ist das Sammeln von Fallobst am besten. Doch auch hier muss man wieder unterscheiden, wofür das Obst verwendet werden soll. Zum Backen und Kochen sollten nur frische Früchte gesammelt werden, da sich Schad- und Faulstellen im Essen nicht so gut machen. Für die Produktion von Saft dagegen können auch leichte Schadstellen und braune Flecken sowie einzelne unreife Früchte toleriert werden, da die Früchte gemaischt und gepresst werden. Das gleiche gilt für Mus, Kompott, Marmelade, Gelee und Kraut. Für edlere Produkte wie Brände und Liköre können ebenfalls beschädigte Früchte gesammelt werden, jedoch sollten alle Früchte reif und nicht faul sein.


Die Ernte von Streuobst

Streuobstwiesen wurden vor Allem für die Ernte großer Mengen Wirtschaftsobst angelegt, Bäume für Tafelobst sind dagegen weniger stark vertreten. Der Großteil der Ernte wurde zu Kraut, Saft oder auch Brand verarbeitet, jenen Produkten, die sich in großen Mengen herstellen ließen, lange haltbar und so das ganze Jahr nutzbar waren. Heute wird das meiste Obst von Streuobstwiesen zu Saft verarbeitet, weil die Krautproduktion größtenteils verschwunden ist. Da Saft und in großen Mengen produziert wird, werden die Sorten zumeist gemischt. In einigen Fällen sind sortenreine Säfte möglich, meistens gilt aber: Je mehr Sorten, umso abgerundeter das Ergebnis. Es muss allerdings gewährleistet sein, dass alle Sorten reif sind. Entsprechend ist ein etwas späterer Erntetermin von Vorteil. Zwar kann es sein, dass ein Teil des Obstes bereits vorzeitig abfällt und verfault, doch ist ein saurer Saft auch nicht wünschenswert.

Doch wie lassen sich in kurzer Zeit große Mengen Obst ernten? Die folgenden Tipps beziehen sind insbesondere auf die Ernte von Äpfeln, lassen sich aber auch auf Birnen, Quitten, Pflaumen und andere übertragen.

Ernte von Hand

Die manuelle Ernte von Hand  kommt für Privatleute, Kindergruppen, Schulklassen, Naturschutz- und Streuobstvereine oder ähnliche in Frage. Für eine erfolgreiche Ernte sind einige Hilfsmittel nötig:

Eimer

Mit Eimern lassen sich die Früchte am besten vom Boden sammeln. Außerdem können die Früchte sofort in Säcke umgeschüttet werden. Die Größe der Eimer richtet sich damit auch nach der Größe der verwendeten Säcke. Bewährt haben sich einfache 10 l-Mörteleimer aus dem Baumarkt, sie sind handlich und stabil. Es passen etwa 7 kg Äpfel in jeden Eimer.


Säcke

Raschelsäcke, gefüllt mit Äpfeln

Für den Transport sind Säcke sehr praktisch. Auch bei der Abgabe des gesammelten Obstes wird dieses oft in Säcken erwartet. Doch auch für den kurzen Transport von den Bäumen zum Transportfahrzeug sind sie sehr nützlich. Geeignet sind z.B. Jute- und Kunststoffsäcke, sehr bewährt haben sich auch Raschelsäcke. Diese sind günstig, werden kaum dreckig und lassen gut Luft durch, sodass die Äpfel auch einige Tage in ihnen halten. In jeden Sack passen etwa drei Eimer Äpfel, also ca. 20 kg. Dieses Gewicht lässt sich noch recht gut heben und tragen.

Nachteile: Jutesäcke saugen schnell Wasser und werden schwer, Kunststoffsäcke sind teils unhandlich (zu groß oder glatt), Rachelsäcke sind häufig nach 2-3-maliger Nutzung kaputt.


Planen

Hat man das auf dem Boden liegende, noch brauchbare Obst aufgesammelt, legt man vor dem Schütteln am besten große Planen unter dem Baum aus. Beim Herunterschütteln der Äpfel landen diese auf der Plane. So vermeidet man Dreck und langwieriges Sortieren zwischen bereits faulen Früchten am Boden, zudem federt die Plane den Fall ab, sodass die Früchte eher intakt bleiben. Auf der Plane kann man sich auch hinknien, was rückenschonendes Sammeln ermöglicht.


Schüttelstange

Eine lange Stange mit Schüttelhaken ermöglicht das Schütteln der Äste auch in großer Höhe. Viele Hersteller bieten Teleskopstangen mit aufsteckbaren Haken. So kann die Stange an die benötigte Höhe angepasst werden. Die Stangen sind zumeist bis 4 m lang, sodass man mit ausgestreckten Armen auf bis zu 6 m Höhe kommt. Für die meisten Bäume ist dies ausreichend. Statt einen speziellen Schüttelhaken zu kaufen, können bei vielen Systemen auch andere Werkzeuge aufgesteckt werden, sodass z.B. eine Gartenharke den Haken ersetzen kann.


Schubkarre, Handwagen

Damit die Säcke nicht von Hand geschleppt werden müssen, ist eine Schubkarre oder ein Handwagen ein guter Helfer. So können die vollen Säcke schnell und leicht zum Wiesenrand gefahren werden.


Anhänger und Co.

Für den Transport großer Mengen Obst benötigt man ein entsprechendes Transportfahrzeug. Am besten geeignet ist ein großer PKW-Anhänger. Hier lassen sich die Säcke leicht draufstellen und wieder abladen. Noch großere Mengen können natürlich mit Kleinlastern oder Tracktoranhängern transportiert werden. Auch Container-Dienste bieten oft Möglichkeiten. Sehr große Anhänger oder Container sind jedoch eher für loses, also nicht in Säcke verpacktes Obst geeignet, dass an der Annahmestelle direkt ausgeschüttet werden kann.


Mit der manuellen Ernte, also ohne den Einsatz spezieller Erntemaschienen, können pro Person und Stunde etwa 100 kg Äpfel geerntet werden, inklusive Vorbereitung, Schütteln, Aufsammeln und Transport zum Wiesenrand. Diese Menge hängt natürlich vom Obstbehang der Bäume, der Baumgröße und der körperlichen Fitness der Sammler ab. Bei mittelgroßen Bäumen mit gutem Behang sind auch 150 kg pro Stunde drin, bei schlecht tragenden Bäumen und in schwiegigem Gelände können es dagegen auch nur 50 kg sein. Die Ernte ist sehr anstrengend, insbesondere geht das ständige Bücken und Schleppen sehr zulasten des Rückens. Je nach Bedürfnis kann man also für einige Stunden möglichst viel sammeln und sich dann den Rest des Tages ausruhen, oder man sammelt kontinuierlich etwas selbstschonender. Am besten läuft die Ernte natürlich mit möglichst vielen fleißigen Helfern.

Maschinelle Ernte

In der industriellen Landwirtschaft werden auch für die Obsternte spezielle Maschinen eingesetzt. Dies ist nicht nur in den Obstplantagen der Fall, sondern teilweise auch bei der Streuobsternte. Es gibt verschiedenste Maschinen zum mehr oder weniger schonenden Schütteln der Bäume und zum Aufsammeln der Früchte. Mit solchen Geräten können viele Tonnen Obst in kurzer Zeit geerntet werden, doch lohnt sich ihre Anschaffung erst bei entsprechend großen Beständen und Erntemengen. Es besteht auch die Möglichkeit, die Geräte zu leihen bzw. Lohnunternehmer zu beauftragen. Große Maschinen können jedoch nur auf ebenem und trockenem Untergrund eingesetzt werden, weil sonst die Schäden für den Boden und die Natur groß sind.

Seilschüttler

Der Seilschüttler wird am Traktor betrieben und ersetzt die Schüttelstange. Ein Stahlseil wird am Baum befestigt, gespannt und geschüttelt. Dieser Vorgang wird an verschiedenen Stellen des Baums wiederholt, bis alle Äpfel gefallen sind. Bei sorgfältiger Handhabung sind Wurzelschäden und Astbruch unwahrscheinlich, mittlerweile wird sogar von positiven Nebenwirkungen wie Lockerung des Bodens und Wurzelverjüngung berichtet. Dennoch ist die Methode für alte und bruchgefärdete Bäume natürlich nicht geeignet. Die Äpfel müssen nach dem Schütteln von Hand oder mit einem Auflesegerät eingesammelt werden.


Hydraulikschüttler

Auch der Hydralikschüttler wird am Traktor betrieben. Über einen Ausleger wird ein Greifer am Stamm befestigt, der hydraulisch betrieben den Baum schüttelt. Ansonsten gelten die selben Bedingungen wie beim Seilschüttler. Vorteil des Hydraulikschüttlers ist der etwas geringere Arbeits- und Zeitaufwand, da Klettern und Befestigen des Seils entfallen.


Obstigel

Der Obstigel ist ein unmotorisiertes Auflesegerät für Äpfel. Das dreirädrige Gefährt sammelt über eine durch die großen Hinterräder angetriebene Walze die Früchte auf. Dafür werden die Früchte durch Drahtspieße gehalten und am oberen Teil des Geräts durch ein Lattenrost gelöst. Danach fallen sie nach vorne in Auffangbehälter. Mit dem Obstigel können bis zu 1,5 Tonnen Äpfel pro Stunde gesammelt werden. Allerdings ist eine sofortige Weiterverarbeitung notwendig, weil die Früchte durch die Drahtspieße beschädigt werden. Auch das Nachsortieren ist nötig, weil der Obstigel alles aufsammelt, was die Drahtspieße halten.


Handgeführte

Auflesemaschinen

Motorisierte, handgeführte Auflesemaschinen gibt es in vielen Formen von verschiedenen Herstellern. Mit 5 und mehr PS sammeln sie 1-2 Tonnen pro Stunde. Die wendigen Geräte sind auch für enge Bestände geeignet und im Gegensatz zum Obstigel auch in leichten Hanglagen eine Arbeitsersparnis. Allerdings ist ein Transportfahrzeug notwendig.


Selbstfahrende

Auflesemaschinen

Selbstfahrende Auflesemaschinen eignen sich für sehr große Obstwiesen. Sie sammeln je nach Modell 2-40 Tonnen pro Stunde. Über eine mit Gummilamellen versehene Walze werden die Früchte aufgelesen und in die Auffangbehälter geworfen. Auch eine gleichzeitige Reinigung der Früchte ist bei vielen Modellen möglich. Kniehohes und nasses Gras, Laub sowie Hanglagen sind laut Herstellern kein Problem.


Auffangschirm

Der Auffangschirm umschließt den Baum wie ein umgedrehter Sonnenschirm mit einer gespannten Plane. Während des Schüttelns fallen die Früchte auf den Schirm, rollen nach unten in dessen Mitte und werden über ein Förderband nach außen transportiert, wo die Früchte z.B. in bereitstehende Kisten fallen.



Quellen

Maschinelle Obsternte:


Diese Seite wurde am 23.09.2015 erstellt. Letzte Änderung: 11.10.2016