Die Obstwiese


Typisch für Obstwiesen, zumeist als Streuobstwiesen bezeichnet, ist die Nutzung sowohl der Bäume als auch der Fläche darunter. So kann die Wiese für Beweidung oder Mahd genutzt und das Obst der Bäume im Spätsommer und Herbst geerntet werden. Das Umweltministerium NRW nennt folgende Definition: "Als Streuobstwiese bezeichnet man flächige, hochstämmige und in Sorten und Arten gemischte Obstbaumbestände oder Obstbaumreihen von mindestens 10 Bäumen je 0,15 Hektar. In Ausnahmefällen werden auch traditionell vorhandene Halbstämme oder Bestände einer Art und Sorte dazu gezählt, wenn die Unternutzung stimmt."

Eine Obstwiese mit Apfelbäumen
Eine Obstwiese mit Apfelbäumen


Geschichte

Der Kulturapfel, die Kulturbirne, die Pflaume sowie die ihr entstammende Zwetsche kommen aus Zentral- und Vorderasien, die Quitte stammt aus dem Kaukasus, die Walnuss aus dem Balkan und Vorderasien, die Edelkastanie aus dem Mittelmeerraum. Erst die Römer brachten diese Arten nach Mitteleuropa. Unsere Apfelsorten stammen also nicht vom hin und wieder anzutreffenden Wildapfel ab. Nur die Kirsche wuchs bereits hier, ebenso wie Schlehe oder Holunder.

 

Die verstärkte Nutzung des neuen Obstes begann erst im Mittelalter. In Klöstern wurden robustere Sorten gezüchtet, die auch in unseren Breiten zurecht kamen. Erste größere Obstwiesen entstanden in der Umgebung der Klöster, zudem wurden viele Obstbäume in Siedlungsnähe gepflanzt, wodurch die noch heute erkennbaren Obstgürtel um die Dörfer entstanden.

 

Im 16. Jahrhundert konnte sich der Obstbau aufgrund der voranschreitenden Züchtung in ganz Mitteleuropa ausweiten. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Anlage von Obstwiesen durch die absolutistischen Staaten stark gefördert oder gar erzwungen. Erst dadurch wurde Obstbau auch außerhalb von Gärten und Siedlungsnähe betrieben, zu dieser Zeit entstand der heutige Streuobstanbau. Das Obst von den zahlreichen Wiesen, Alleen und gemeinschaftlichen Gärten wurde ein unverzichtbarer Bestandteil für die Ernährung der Bevölkerung. Die Verarbeitungsmöglichkeiten für die großen und wachsenden Mengen an Obst prägten Landwirtschaft und aufkommende Industrie.

 

Als im 19. und 20. Jahrhundert die neue Möglichkeit zur künstlichen Düngung von Äckern aufkam, wurden schwer zu bewirtschaftende Hanglagen und ertragsschwache Flächen in Obstwiesen umgewandelt. Hinzu kam die Aufgabe vieler Weinberge, die daraufhin ebenfalls für den Obstanbau genutzt wurden. Zugleich entwickelte sich das Molkereiwesen stark, sodass die Obstwiesen einen weiteren Nutzen bekamen, die Grünlandwirtschaft wurde immer lohnender. Bis zum 20. Jahrhundert wurden 2700 Apfel-, 800 Birnen-, 400 Kirsch- und 400 Pflaumen- und Zwetschensorten, insgesamt geschätzte 6000 Obstsorten gezüchtet. Die neuen Sorten ermöglichten den Anbau auch in Höhenlagen und anderen bis dahin ungeeigneten Gebieten, viele wurden nur regional oder speziell für bestimmte Verwendungen gezüchtet.

 

Während der Streuobstbau in den 20er und 30er Jahren seinen Höhepunkt hatte, kam zugleich die Plantagenwirtschaft auf. Es entstand das Ziel, nur je drei Apfel- und Birnensorten als "Reichsobstsorten" im Sortiment der Plantagen zu behalten, doch machte der Zweite Weltkrieg diese Pläne zunichte.

In den 50ern setzten sich dann die Obstplantagen durch. Bis 1974 zahlte die Europäische Gemeinschaft für die Fällung von Hochstämmen sogar Rodungsprämien, um den Plantagenanbau zu fördern. Auch die wachsende Siedlungsfläche, der Straßenausbau und die Intensivierung der Landwirtschaft sorgten für einen rapiden Schwund der Obstwiesen. Im Angesicht zahlreicher neuer Produkte und der Globalisierung verloren klassische Fruchtsäfte, Apfelkraut und andere traditionelle Lebensmittel an Wert, es wurden keine großen Mengen Obst mehr für die Weiterverarbeitung benötigt. Mit dem Verschwinden der heimischen Obstverarbeitung waren auch die Obstwiesen unrentabel. Laut einer Schätzung des NABU Deutschland gingen die Streuobstbestände von 1,5 Mio. ha im Jahr 1950 auf etwa 300.000-400.000 ha im Jahr 2008 zurück.

 

Seit den 80er Jahren bemühen sich jedoch zunehmend Naturschützer, Keltereien und kultur- und heimatverbundene Menschen um den Erhalt der Obstwiesen. Eine herausragende Bedeutung gewann die getrennte Produktion von Apfelsaft von Streuobstwiesen mit Aufpreisvermarktung. Apfelsaft stellt heute über 90 % der Produkte von Obstwiesen dar. In den letzten Jahren wuchs neben dem Bio-Boom das Interesse an regional erzeugten Produkten, was zunehmend auch dem Schutz der Obstwiesen zugute kommt. Die Entwicklung spezieller Erntemaschinen für den Einsatz auf Wiesen mit Hochstamm-Kulturen macht die Ernte von Streuobst wieder marktfähig. Für die Ernte von Tafelobst zwar weitgehend ungeeignet, lässt sich Wirtschaftsobst für die Weiterverarbeitung hier oft günstiger produzieren als in Plantagen. So stieg zum Beispiel im Gebiet um Passau der Pachtpreis für Obstwiesen durch geschickte Vermarktung und dem Einsatz von Obstlesemaschinen auf 750 €/ha und somit über den von Getreide- oder Maisfeldern. In Deutschland bringt die getrennte Vermarktung von Streuobstprodukten bereits einen Marktwert von über 15 Mio. €, laut NABU sogar 30-40 Mio. € mit sich.

 

Zwar sind nach wie vor große Teile der Obstwiesenbestände gefährdet, doch eine Trendwende ist in Sicht. Allerdings wird es in Zukunft noch einige Probleme geben. Durch die Pflanzungslücke zwischen 1950 und 1980 sind die meisten Streuobstbestände überaltert. Auch wenn zunehmend nachgepflanzt wird, werden in einigen Jahrzehnten viele der für den Naturschutz wichtigen Altbäume verschwunden sein. Auch die Erntemengen könnten zurückgehen, weil die Jungbäume erst nach über 20 Jahren ausreichend tragen, sogar erst mit 30 oder 40 Jahren vergleichbar viel wie heutige Altbäume. Weiterhin sind viele Obstwiesen durch den Ausbau von Siedlungen, Gewerbegebieten und Straßen gefährdet. Zudem liegen noch immer Obstwiesen brach, weil sie niemand pflegt.


Rhein-Sieg-Kreis

Der Rhein-Sieg-Kreis ist der Kreis mit den meisten Obstwiesen in Nordrhein-Westfalen. Einer Hochrechnung zuvolge stehen hier etwa 93.000 hochstämmige Obstbäume.


Nutzen und Wert

Für die Natur

Der Grünspecht ist ein typischer Obstwiesenbewohner.
Der Grünspecht ist ein typischer Obstwiesenbewohner.

Streuobstwiesen zählen aufgrund ihres Strukturreichtums als besonders wertvolle Lebensräume. Einerseits bieten die Obstbäume durch ihre Blüten im Frühjahr und dem Obst im Herbst viel Nahrung für verschiedenste Tiere, zugleich bilden Höhlen in Altbäumen, das Kronendach und der schattige Bereich um die Bäume wichtige Brut- und Lebensräume. Auf der anderen Seite kann wegen der großen Abstände zwischen den Bäumen eine artenreiche Krautschicht gedeihen, die je nach Beschattungsgrad der Bäume unterschiedliche Arten hervorbringt. Hinzu kommen Totholz, Asthaufen, kleinere Gehölze, Hecken und gelegentlich auch Gewässer. Zudem spielt die Bewirtschaftung eine wichtige Rolle, insbesondere eine extensive Beweidung mit Rindern oder Schafen begünstigt eine artenreiche Flora. So lassen sich zwischen 3000 und 5000 Tier- und Pflanzenarten auf Obstwiesen nachweisen. Viele Arten wie Grünspecht, Steinkauz, Wendehals, verschiedene Bienen- und andere Insektenarten benötigen Obstwiesen als Brut- und Lebensraum.

Für den Menschen

"Was bringt mir der Erhalt der Obstwiesen, was habe ich davon?" ist eine Frage, die sich offenbar viele Menschen stellen. Da die Vorteile nicht immer und für jeden offensichtlich sind, endet diese Fragestellung zu oft mit dem Verschwinden der Obstbäume und Wiesen. Dabei gibt es zahlreiche Argumente, die sowohl direkt als auch indirekt für den Menschen eine Rolle spielen. Hier mal die wichtigsten:

Ein Admiral saugt Apfelsaft
Ein Admiral saugt Apfelsaft

Biodiversität

Wie bereits oben beschrieben, stellen Obstwiesen einen wichtigen Lebensraum für tausende Tier- und Pflanzenarten dar. Viele von ihnen sind auch für den Menschen von großer Bedeutung. Zum Beispiel benötigen Wildbienen die Obstwiesen als Nistplatz, die Obstblüten stellen eine wichtige Nahrungsquelle im Frühjahr dar. Diese wird auch von den Honigbienen genutzt. Ohne Wild- und Honigbienen wäre eine ertragreiche Landwirtschaft bei uns nicht möglich. Die gesamte Biodiversität, dazu gehört auch die der Obstwiesen, spielt für unser Leben auf die eine oder andere Weise eine Rolle für unser Überleben.

Nahrungsquelle

Leider wird das meiste Obst, das wir verzehren, im Supermarkt gekauft. Selten sind mehr als zehn Sorten erhältlich. Dabei bieten uns die Obstwiesen einen reichen Schatz von über tausend Obstsorten für die verschiedensten Verwendungsmöglichkeiten. Richtig verwertet, könnten wir uns das ganze Jahr über mit dem Obst von den eigenen Bäumen versorgen. Dass dies weder notwendig noch unbedingt wünschenswert ist, ist unbestreitbar, dennoch könnte der Speiseplan zumindest reichhaltiger sein. Apfelsaft, Kuchen und köstliche Gerichte aus eigenem Obst sind dafür nur einige Beispiele.

Weiteres

Die Blüten der Obstbäume und Blumen stellen eine hervorragende Nektarquelle für Honigbienen dar. Somit können wir auch den Honig von Streuobstwiesen genießen.

Hin und wieder sterben mal Bäume ab oder es müssen größere Äste abgesägt werden. Das anfallende Holz lässt sich zum Heizen nutzen, besonders schöne Stücke sind z.B. für Schnitz- und Drechslerarbeiten beliebt.

Letztlich spielt auch das Gewissen eine Rolle. So sagte angeblich Martin Luther: "Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen." Das Wissen, etwas gutes getan zu haben, auch oder gerade wenn es einem selbst nichts bringt, kann viel wert sein. Außerdem besitzen die Obstwiesen einen ästhetischen Wert. Im Frühling verzaubern die blühenden Obstbäume die Landschaft, die Wiesen an den Ortsrändern und die Gärten; Im Sommer spenden sie Schatten und bieten Vögeln Lebensraum; im Herbst leuchten violette Pflaumen, goldene Birnen und rote Äpfel im Überfluss auf den Bäumen.

Finanziell

Geld verdienen mit Streuobst? Ja, das geht. Natürlich kann man nicht mit fünf Obstbäumen im Garten reich werden, dennoch lässt sich zumindest ein gutes Taschengeld verdienen.

Obsternte

Ein gut gepflegter Apfelbaum kann in guten Erntejahren zwischen 250 und 400 kg Äpfel tragen. Auf einer Obstwiese können so einige Tonnen Obst zusammenkommen. Viele Keltereien und Naturschutzverbände nehmen im Herbst Äpfel von Streuobstwiesen an, bei den meisten bekommt man Saft gegen Äpfel. An einigen Annahmestellen kann man die Äpfel aber auch gegen Geld abliefern, teilweise ab einer bestimmten Mindestmenge. Je nach Anbieter und zu erwartender Erntemenge bekommt man zwischen 10 € und 15 € pro 100 kg Äpfeln. Mit der richtigen Erntetechnik lassen sich pro Stunde und Person über 100 kg Äpfel ernten. In einer Woche macht das zwischen 3 und 5 Tonnen, vorausgesetzt, man hat ausreichend Zeit, es sind genügend gut tragende Bäume vorhanden, Transport-möglichkeiten bestehen und das Wetter stimmt. So erhält man immerhin 10-15 € Stundenlohn und letztlich 300-700 € pro Person. Wer will kann auch 8 bis 10 Tonnen in zwei Wochen ernten, sodass schnell 1000 € zusammen kommen. Allerdings sollte man den Aufwand nicht unterschätzen; mit mehreren Helfern lässt sich die Arbeit aber gut machen.

Frisch geerntete Äpfel für die Saftproduktion
Frisch geerntete Äpfel für die Saftproduktion

Streuobstvermarktung

Noch ganz anders sieht es aus, wenn man im großen Stil Obstwiesen bewirtschaftet und erntet. Mit maschineller Erntetechnik, einem großen Flächenbestand und eigenem Vertrieb kann man sogar vom Streuobstanbau leben. Einzelne Betriebe, die sich auf Streuobst spezialisiert haben, gibt es z.B. in Süddeutschland, in Österreich und der Schweiz.

Das meiste Obst wird zur Zeit zu Saft verarbeitet, die Nachfrage nach regionalem, ökologisch hergestelltem Saft wächst trotz eines Aufpreises von 10-20 Cent pro Liter stetig. Doch auch hochwertigere Produkte wie Obstweine, Schaumwein, Obstbrände und vielem mehr werden immer beliebter. Tafelobst lässt sich von Obstwiesen jedoch kaum lohnend ernten, weil Obstwiesen seit jeher für Wirtschaftsobst angelegt wurden. Da das Obst für eine lange Haltbarkeit unversehrt geerntet werden muss, ist Pflücken unumgänglich. Für die Weiterverarbeitung sind Obstwiesen umso besser geeignet, einige Betriebe erzielen pro Hektar Obstwiese sogar höhere Umsätze als mit Niederstamm-Plantagen, wohlgemerkt bei Wirtschaftsobst. Dies liegt auch daran, dass Obstwiesen leichter zu pflegen sind. In Plantagen müssen die Bäume nach wenigen ertragreichen Jahren ersetzt werden, drei bis fünf mal im Jahr ist ein Schnitt notwendig, die Pflege der Fläche zwischen den Baumreihen ist teils kostenintensiv. Obstbäume auf Wiesen tragen zwar erst nach etwa 20 Jahren ausreichend, dann jedoch für viele Jahrzehnte. Geschnitten werden ausgewachsene Bäume zumeist nur einmal alle fünf Jahre, zudem ist die Pflege der Fläche sogar gewinnbringend.

Grünland

Eine weitere Einnahmequelle ist die Nutzung des Grünlandes. Die Wiese kann als Weide für Rinder, Pferde und Schafe oder als Mähwiese für Gras, Heu und Silage genutzt werden. Bei der Weidenutzung gibt es keine Einschränkungen durch die Bäume, nur beim Mähen stellen sie ein gewisses Hindernis für große Maschinen dar. Zu den direkten betrieblichen Einnahmen kommen Flächenprämien und Zuschüsse für eine angepasste Bewirtschaftung hinzu. Wer die eigene Wiese nicht selber nutzt, kann Einnahmen aus Pachtverträgen sowie Zuschüsse für den Erhalt der Obstbäume nutzen.


Pflege

Pflanzung

Obstbäume werden am besten im November gepflanzt, aber auch das zeitige Frühjahr, also Ende Februar und Anfang März, bietet Gelegenheit. Die Bäume enthalten und benötigen dann kaum Wasser, der Boden ist feucht, aber nicht hart gefroren und die Wurzeln haben Zeit, sich zu regenerieren. Bei der Pflanzung sind einige Punkte zu beachten:

  • Die Festlegung der Standorte muss sorgfältig geplant werden. Die Reihen sollten möglichst günstig verlaufen, sodass zum Beispiel landwirtschaftliche Fahrzeuge die Wiese gut befahren können. Der Reihenabstand sollte mindestens 15-20 m betragen, die Bäume in den Reihen sollten etwa 10-12 m Abstand zueinander haben. Auch sollten etwa 5 m Abstand zu Grundstücksgrenzen, Wegen und Straßen eingehalten werden.
  • Das Loch sollte etwa einen Spaten tief und je zwei Spaten breit sein, auf jeden Fall etwas größer als der Wurzelballen. Die Grasnarbe am besten separat legen, um sie später wieder auflegen zu können.
Ein mit Draht ausgelegtes Pflanzloch mit Jungbaum.
Ein mit Draht ausgelegtes Pflanzloch mit Jungbaum. Mit einem Stock lässt sich die von der Veredelungsstelle abhängige Pflanztiefe ermitteln.

  • Wenn Wühlmäuse auf der Wiese vorkommen, sollte man unbedingt einen Drahtkorb um die Wurzeln machen. Dazu ein ausreichend großes Stück Kaninchendraht (ob verzinkt oder nicht ist ein Streitthema, unverzinkter verrostet zu schnell, verzinkter kann nach einigen Jahren das Wurzelwachstum beeinträchtigen) in das Loch legen, sodass es am Boden und den Wänden anliegt und keine Schlupflöcher entstehen. Der Korb sollte etwas höher sein als das Loch, um ihn später oben schließen zu können. Eine Schicht Erde auf den Boden geben, erst dann den Baum ins Loch stellen.
  • Darauf achten, dass der Baum gerade steht.
  • Den Baum am besten wieder so tief eingraben wie zuvor (an den Erdresten am unteren Stammende zu erkennen). Die Veredelungsstelle muss dabei unbedingt über dem Boden bleiben, da sonst der Stammreis Wurzeln schlägt und der Wurzelreis abstirbt.
  • Das Loch fast vollständig mit Erde füllen.
  • Bevor das Loch ganz voll ist, müssen die überstehenden Enden des Drahtkorbes zum Stamm hin umgebogen werden, damit der Korb auch oben geschlossen ist.
  • Nun das Loch ganz füllen und die Grasnarbe wieder auflegen und festtreten. Falls es nicht regnet viel gießen, besonders bei Pflanzungen im Frühjahr.

Um die Jungbäume auch vor Verbiss und Schälen durch Rehe, Kaninchen oder Weidetiere zu schützen, empfiehlt sich ein Dreibock mit Zaundraht, ohne Beweidung kann eine Drahthose um den Stamm reichen, bei Pferden und Kühen ist ein größerer Vierbock besser.

Schnitt

Das Schneiden von Obstbäumen ist eine Wissenschaft für sich. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, fast jeder Obstbaum-Experte hat seine eigene Vorstellung. In der Theorie ist die Schnitttechnik kaum zu vermitteln, am besten ist der Besuch von entsprechenden Kursen, die regelmäßig von Obstwiesen- und Naturschutzvereinen und ähnlichen Einrichtungen angeboten werden, teilweise auch kostenlos. Wichtig ist, gerade bei Jungbäumen, immer bei der gleichen Methode zu bleiben. Wenn stattdessen jedes Jahr jemand anderes mit anderen Vorstellungen schneidet, kann am Ende erfahrungsgemäß nichts Gutes dabei herauskommen.

Bei Altbäumen ist das hingegen weniger problematisch. Etwa alle fünf Jahre sollte so ein Baum geschnitten werden, natürlich abhängig vom Bedarf. Die wichtigsten Punkte sind das Auslichten der Krone (für ausreichend Licht und Luft im inneren Teil der Krone), Entfernen von Wasserreisern/Schossern, Korrektur der Statik (vor allem nach Astbruch) und Entfernen von kranken Teilen (Totholz, Misteln, Pilzbefall).

Totholz

Für uns Menschen passen tote Äste und abgestorbene Bäume zumeist nicht ins Ordnungsbild. Dabei muss eine Obstwiese nicht so gepflegt aussehen wie ein Schlosspark. Totholz stellt einen wichtigen Bestandteil naturnaher Obstwiesen dar, denn hier finden viele Insekten Nahrung, Baumaterial und Unterschlupf. Viele Vögel wie der Steinkauz benötigen Höhlen in Obstbäumen als Brutplatz. Andere Tiere wie der Siebenschläfer überwintern in solchen Höhlen, Reptilien und Amphibien verkriechen sich in der kalten Jahreszeit gern unter Totholzhaufen.

Ausnahmen bilden selbstverständlich tote Äste und Bäume, die eine Gefahr darstellen. Wenn z.B. des öfteren Kinder auf der Wiese sind oder ein Weg in unmittelbarer Nachbarschaft ist, sollten gefährliche Äste und Bäume entfernt werden. Oft reicht auch das Einkürzen der Äste, sowohl bei abgestorbenen wie auch bei lebenden Bäumen, um das Abbrechen zu verhindern.

Beweidung und Mahd

Am besten für Obstbäume und Grünland ist eine extensive Beweidung oder Mahd. So nehmen die Bäume keinen Schaden und die Vegetation kann sich artenreich entwickeln. Intensive Viehhaltung schädigt dagegen die Vegetation, zudem bilden sich oft Schlammlöcher um die Obstbäume, da die Tiere hier Schatten, Schutz vor Regen und natürlich auch köstliches Obst finden. Überdüngung sowie Bodenverdichtung durch regelmäßiges Befahren kann vielen Bäumen zusätzlich schaden.

Ideal ist eine zweimalige Beweidung pro Jahr mit Schafen, unter Umständen in Kombination mit Mahd. Der Boden wird nicht geschädigt, sondern durch die kleinen Trittsiegel sogar gefördert. Da Schafe sehr gründlich weiden, kann sich hinterher eine gleichmäßige Krautschicht entwickeln. Es besteht kaum Gefahr von Verbiss (ausgenommen Jungbäume) und kleinere Sträucher bleiben erhalten. Alternativ kann eine zwei- bis dreischürige Mahd erfolgen, von Vorteil sind dabei kleinere Traktoren oder Mähgeräte, weil der Boden weniger verdichtet oder geschädigt wird. Auch sollte bei der Mahd auf herunterragende Äste geachtet werden.

Ernte

Nach guter Pflege wird sich auch entsprechend viel ernten lassen. Die Ernte sollte nicht zu früh, etwa ab Mitte Oktober stattfinden, damit eine gute Qualität sichergestellt ist. Auch wenn ein Teil des Obstes bereits vorher fällt, denn nur bestimmte Sorten lassen sich früher bei guter Qualität ernten.

Die Ernte ist vielerorts sogar wichtig für die Obstwiesen. Gerade in der Nähe zu Wäldern und Maisfeldern warten die Wildschweine auf das Fallobst. Dabei sind sie zumeist gar nicht auf das Obst aus, sondern wühlen nach den Regenwürmern, die vom Fallobst angelockt werden. So verwandelt sich eine Wiese schnell in einen zerwühlten Acker.

Auch bei der Beweidung mit Tieren ist die Ernte sinnvoll. Für Rinder können Äpfel gefährlich sein, denn insbesondere Kälber, teilweise auch erwachsene Tiere, verschlucken oft ganze Früchte, beim Wiederkäuen ersticken sie dann an ihnen. Für Rinder, Pferde und Schafe sind Pflaumen ungesund, weil ihre Kerne viel Blausäure enthalten, die beim Zerbeißen freigesetzt wird. Auch die Kerne von Äpfeln und Birnen enthalten Blausäure, sodass größere Mengen von ihnen ebenfalls schaden. Daher sind viele Landwirte und Tierhalter froh, wenn das Obst abgeerntet wird.

Außerdem ist das Obst ein vielseitiges Nahrungsmittel, das leider noch immer zu tausenden Tonnen auf den Wiesen vergammelt. Das Potenzial dieses Obstes ist groß, und die Ernte lohnt sich.

Weitere Informationen und Tipps für eine erfolgreiche Ernte finden sie unter Obsternte.


Obstwiese oder Streuobstwiese?

Über die Herkunft des Begriffs "Streuobstwiese" wird oft diskutiert. Weder die Tatsache, dass das Obst bei Reife von den Bäumen fällt, sich also verstreut, noch die mögliche Nutzung des Grases als Einstreu sind namensgebend. Vielmehr kommt der Name von den oft verstreut stehenden Obstbäumen. Allerdings stehen die Bäume alles andere als chaotisch auf der Wiese, auch wenn der heutige Zustand vieler Flächen das zunächst vermuten lässt. Die meisten Bäume wurden in Reihen gepflanzt, nur wo das Gelände dies erschwert, z.B. in Hanglagen, durch Hindernisse oder Platzmangel, wurden gebogene Reihen angelegt oder auch verstreut Bäume gepflanzt. Erst nachdem Bäume verschwanden und nicht ersetzt wurden entstand das verstreute Aussehen, das wir heute kennen.

In den 1950er Jahren wurde erstmals der Begriff "Streuobstbau" zur Abgrenzung des sich zunehmend verbreitenden Niederstamm-Obstanbaus verwendet. Der Vergleich zu den in ordentlichen Reihen angelegten Plantagen prägt den Begriff also eher negativ. Der Begriff "Streuobstwiese" taucht erst in den 1970er Jahren auf und stammt vom Ornithologen Bruno Ullrich, der Streuobstwiesen als wertvolle Lebensräume für schützenswerte Vögel auswies.

Deutlich älter sind Namen wie Obstwiese, Obstgarten, Bungert und Bitze.


Quellen

Streuobstwiesenschutz in Nordrhein-Westfalen (pdf); Erhalt des Lebensraumes, Anlage, Pflege, Produktvermarktung; Herausgeber: Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Juni 2009

Was ist Streuobstbau? Die Vielfalt der Streuobstbestände prägt die Kulturlandschaft; NABU Deutschland

Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland - vom Aussterben bedroht!; Herausgeber: LVR-Netzwerk Umwelt mit den Biologischen Stationen im Rheinland, 2010 (zur Website)

Kurz-Info zum Streuobstbau in Deutschland (pdf); Definition, Verbreitung, Ökologie, Nutzung, Vermarktung; Herausgeber: NABU Deutschland, Januar 2015

Streuobstwiesen, Gefährdung, Potenziale; Streuobst Pädagogen e.V.


Diese Seite wurde am 02.10.2015 erstellt. Letzte Änderung: 28.04.2016